
Jede Schleppjagd ist geprägt von
festen Regeln und vielen ehrenhaften Verhaltensweisen, die im Laufe der
Entstehung und Pflege der Tradition eingeführt wurden und bis heute erhalten
blieben.
Am frühen Vormittag begeben sich
Reiter und Pferd zum Stelldichein, dem festgelegten Treff und Startpunkt der
Jagd. Die Pferde werden zumeist aus den Tansportfahrzeugen entladen. Hier, wie
auch beim gesamten Verlauf der Schleppjagd, ist Umsicht und Rücksichtnahme
oberstes Gebot. Niemand soll behindert werden und jeder kann schon frühzeitig zu
einem guten Gelingen der Jagd beitragen.
Die verbleibende Zeit bis zum
Start wird genutzt, um sich dem Jagdherrn und seiner Equipage vorzustellen, das
Jagdgeld (cap money, da es häufig mit einer Kappe eingesammelt wird) zu
entrichten und sich ins Jagdbuch einzutragen. Die letzte Gelegenheit, sich um
Pferd und Sattelzeug zu kümmern, und letzte Vorbereitungen zu treffen.
Vielleicht nimmt man eine kleine Stärkung zu sich, lernt Gleichgesinnte kennen
und plaudert ein wenig, bevor die Jagd beginnt.
Bald ertönt Hörnerklang zum
Zeichen des Aufbruchs. Die Aufregung bei Reiter, Pferden und Hunden steigt.
Letztere wurden 24 Stunden nicht gefüttert um ihren Ehrgeiz bei der Verfolgung
der Spur zu erhöhen und die Hunde unbeschwert laufen zu lassen.
Die Reiter bilden einen Halbkreis
und die männlichen Reiter unter ihnen ziehen ihre Kopfbedeckung, wenn die
Equipage mit den Hunden einreitet und alle vom Jagdherren begrüßt werden.

Equipage im Wald und Equipage
mit Meute
Als nächstes erläutert dieser die
genaue Jagdstrecke und jeder Teilnehmer ordnet sich in eines der Jagdfelder ein,
deren Streckenführungen unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen.
Der Schleppenleger, dessen Aufgabe
und Auszeichnung zugleich es ist, eine Spur (Schleppe) für die Hunde zu legen,
macht sich etwa 10 min vor der Jagdgesellschaft auf den Weg. Der Master führt
alsbald die Meute zur Spur und die Jagd ist damit eröffnet. Mit lautem Geläut
und im Feuereifer machen sich die Hunde auf den Weg und verfolgen die Spur. In
ihrem Rücken reitet die Equipage, Feldpiköre sorgen dafür, dass diese nicht vom
Feld überritten wird.
Wieder ist allergrößte
Rücksichtnahme gefragt, damit es in dem dichten Feld zu keinerlei Unfällen
kommt. Von allen Sportarten zu Pferde, ist das Jagdreiten diejenige, die am
meisten Disziplin vom Reiter verlangt.
Während der gesamten Dauer
bestimmen allein die Hunde das Tempo der Jagd. Sie ist in einzelne Runs
unterteilt, deren Länge sich nach Witterung und Trainingszustand von Hunden und
Pferden richtet. Die Gesamtlänge einer Jagd beträgt bis zu 15 km. Zwischen den
Runs liegen kurze Stop's, bei denen die Beteiligten verschnaufen und die Hunde
Tränkwasser vorfinden.

Sprung über Baumstämme und
Jagdfeld
Der Tradition folgend, ziehen die
Reiter am Ende des letzten Runs, noch während des Galoppierens, ihren rechten
Handschuh aus und rufen Halali (abgeleitet aus dem franz.: "Da liegt er.").
Bei der anschließenden Zeremonie
bei Lagerfeuer und begleitenden Hornsignalen, geht der Dank an die Hunde. Diese
bekommen bei lauten Halalirufen der Reiter ihre Belohnung, das Curée
(Rinderpansen), welches sie gierig zerreißen und verschlingen.
Hernach bittet der Jagdherr "zu
den Brüchen". Jeder Reiter bekommt von der Jagdherrin einen Eichenzweig (ab dem
Hubertustag am 3. November ist dies Fichte o.ä.) und heftet sich diesen ans
Revers. Der Reiter bedankt sich dafür mit kurzen Worten.
Der offizielle Teil der Jagd ist
damit beendet. Jeder Jagdreiter überzeugt sich vom guten Zustand seines Pferdes.
Es kehrt Zufriedenheit ein ob der beeindruckenden Erlebnisse und der
vollbrachten Leistungen. Vielleicht gibt es einen kleinen Schmaus unter freiem
Himmel oder man trifft sich später zu einer Feier im Hause des Jagdherrn oder in
einem Gasthof.

Jagdpause in Stangerrode und
Meute beim Currée |